arborsys Blog

ISO 24089: Internationale Standards für Softwareupdates in der Automobilbranche

Geschrieben von Steffen Baumgartner | 13.06.24 07:00

In der heutigen Automobilindustrie sind Software-Updates zu einem wesentlichen Bestandteil der Fahrzeugwartung und -verbesserung geworden. Mit der fortschreitenden Digitalisierung und der zunehmenden Vernetzung von Fahrzeugen wächst die Notwendigkeit, Software schnell und sicher zu aktualisieren, um sowohl die Funktionalität als auch die Sicherheit zu gewährleisten. Dazu arbeitet die International Organization for Standardization (ISO) derzeit an der Norm 24089, welche globale Standards für das Management von Software-Updates im Automobilsektor festlegen soll.

Hintergrund der ISO 24089

Die Automobilbranche hat in den letzten Jahren eine große Veränderung durchlaufen, die durch technologische Fortschritte in den Bereichen Elektronik und Softwareentwicklung angetrieben wurde. Fahrzeuge sind heute nicht mehr nur mechanische Geräte, sondern komplexe Computersysteme auf Rädern. Diese Entwicklung hat die Notwendigkeit von regelmäßigen Software-Updates hervorgebracht, die über Funk oder durch physische Verbindungen durchgeführt werden können.

Traditionell waren Software-Updates im Automobilbereich ein mühsamer Prozess, der oft den Besuch einer Werkstatt erforderte. Mit der Einführung von OTA-Updates (Over-the-Air Updates) können Fahrzeughersteller nun jedoch Software-Probleme beheben, neue Funktionen hinzufügen und Sicherheitslücken schließen, ohne dass die Fahrzeuge physisch in eine Werkstatt gebracht werden müssen. Diese Vorteile bringen jedoch auch neue Herausforderungen mit sich, insbesondere in Bezug auf die Sicherheit und Zuverlässigkeit der Updates.

Ziele und Vorteile der ISO 24089

Die ISO 24089 zielt darauf ab, einen einheitlichen und globalen Rahmen für das Management von Software-Updates in der Automobilindustrie zu schaffen. Dieser Rahmen soll sicherstellen, dass alle Beteiligten, von Fahrzeugherstellern (OEMs) bis hin zu Zulieferern und Dienstleistern, einen standardisierten Ansatz verfolgen, um die Integrität und Sicherheit der Software-Updates zu gewährleisten. Die UNECE (Wirtschaftskommission der vereinten Nationen für Europa) gab bereits mit der Regelung R156 Vorgaben für den europäischen Raum vor. Die ISO Vorgaben gelten dagegen auch international und schließen hier Schlüsselmärkte wie Nordamerika und China mit ein.

Zu den Hauptzielen der Norm gehören folgende Punkte:

  1. Sicherheit und Zuverlässigkeit: Es soll sichergestellt werden, dass Software-Updates mittels eines SUMS (Software Update Management System) sicher und zuverlässig durchgeführt werden. Durch die Implementierung strenger Sicherheitsprotokolle und -verfahren reduziert die Norm das Risiko von Cyberangriffen und anderen sicherheitsrelevanten Vorfällen. Dies ist besonders wichtig in einer Zeit, in der Fahrzeuge zunehmend vernetzt sind und somit potenziellen Bedrohungen aus dem Internet ausgesetzt sind.
  2. Transparenz und Nachverfolgbarkeit: Durch die Etablierung von Prozessen, die eine klare Dokumentation und Nachverfolgbarkeit von Software-Updates ermöglichen, hilft dies den Herstellern, Probleme schnell zu identifizieren und zu beheben und bietet gleichzeitig eine klare Kommunikation mit den Kunden.
  3. Kompatibilität und Interoperabilität: Die Förderung von Kompatibilität und Interoperabilität bei Software-Updates ist entscheidend, um eine nahtlose Funktionalität über verschiedene Fahrzeugmodelle und Plattformen hinweg zu gewährleisten.
  4. Effizienz und Kosteneffektivität:  Die Norm fördert durch Optimierung die Effizienz der Update-Prozesse, indem sie klare Richtlinien und Best Practices bereitstellt. Dies ermöglicht es den OEMs, Updates schneller und kosteneffizienter bereitzustellen, was wiederum die Betriebskosten senkt und die Kundenzufriedenheit erhöht.

Die Einführung dieser Norm bringt somit eine Vielzahl von Vorteilen für die Automobilindustrie mit sich. Durch die Standardisierung der Update-Prozesse können OEMs und Zulieferer sicherstellen, dass ihre Software-Updates den höchsten Sicherheits- und Qualitätsstandards entsprechen. Dies trägt ebenfalls dazu bei, das Vertrauen der Verbraucher in die Zuverlässigkeit und Sicherheit ihrer Fahrzeuge zu stärken.

Als internationale Norm bietet die ISO 24089 zudem eine globale Anerkennung und Akzeptanz. Dies erleichtert den OEMs den Zugang zu internationalen Märkten und stellt sicher, dass ihre Produkte den weltweit geltenden Standards entsprechen.

Anforderungen und Verpflichtungen

Die Norm stellt eine Reihe von Anforderungen an Fahrzeughersteller und andere Beteiligte. Diese Anforderungen decken verschiedene Bereiche ab, darunter die Infrastruktur für Software-Updates, die Entwicklung und Validierung von Software-Update-Paketen sowie den Betrieb und die Wartung der Updates.

  1. Infrastruktur für Software-Updates: OEMs müssen sicherstellen, dass ihre Infrastruktur für Software-Updates robust und sicher ist. Dies umfasst die Einrichtung sicherer Kommunikationskanäle, die Implementierung von Authentifizierungs- und Verschlüsselungsmechanismen sowie die Sicherstellung der Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit der Update-Server.
  2. Entwicklung und Validierung von Software-Update-Paketen: Die Entwicklung von Software-Updates muss strengen Qualitätsstandards entsprechen. Dies beinhaltet gründliche Tests und Validierungsprozesse, um sicherzustellen, dass die Updates fehlerfrei sind und keine neuen Probleme verursachen. Die Norm fordert auch, dass alle Updates dokumentiert und nachverfolgbar sind.
  3. Betrieb und Wartung der Updates: Nach der Bereitstellung müssen Software-Updates kontinuierlich überwacht und gewartet werden. Dies umfasst die Erfassung und Analyse von Feedback sowie die schnelle Behebung von eventuell auftretenden Problemen.

Herausforderungen bei der Implementierung

Trotz der vielen Vorteile gibt es auch Herausforderungen bei der Implementierung dieser Norm. Eine der größten Herausforderungen besteht darin, dass die OEMs und Zulieferer ihre bestehenden Prozesse und Infrastrukturen an die neuen Anforderungen anpassen müssen. Dies kann zeitaufwendig und kostspielig sein, insbesondere für Unternehmen, die nicht über die notwendigen Ressourcen und Fachkenntnisse verfügen.

Ein weiteres Problem ist die Sicherstellung der Kompatibilität und Interoperabilität zwischen verschiedenen Systemen und Plattformen. Da jedes Fahrzeugmodell und jede Plattform einzigartig ist, müssen die Update-Prozesse so gestaltet werden, dass sie für alle Fahrzeugtypen funktionieren.

Fazit

Die ISO 24089 setzt international neue Maßstäbe für das Management von Software-Updates in der Automobilindustrie. Durch die Schaffung eines einheitlichen und standardisierten Rahmens trägt die Norm dazu bei, die Sicherheit, Zuverlässigkeit und Effizienz von Software-Updates zu verbessern, was ebenfalls Auswirkungen auf die Kundenzufriedenheit mit sich bringt. Dies ist entscheidend in einer Zeit, in der Fahrzeuge immer vernetzter und komplexer werden. Die Herausforderungen bei der Implementierung sind nicht zu unterschätzen, doch die langfristigen Vorteile solch einheitlicher Normen sind ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einer sichereren und effizienteren Zukunft für die Automobilbranche.

In absehbarer Zeit könnten weitere Entwicklungen und Ergänzungen der Norm notwendig werden, um mit den schnellen technologischen Fortschritten Schritt zu halten. Themen wie Künstliche Intelligenz, Machine Learning und das Internet der Dinge (IoT) werden voraussichtlich eine immer größere Rolle im Automobilsektor spielen und zusätzliche Anforderungen an das Software-Update-Management stellen.